Vier Tage lang hatten Dressurreiter*innen aller Klassen im High Class Horse Center in Weikersdorf (NÖ) die Möglichkeit, ihren Trainingsstand abzufragen. Im Rahmen des Vorbereitungsturniers für die Dressursichtung von 10. – 13. Februar wurde schnell klar, dass sie für die Saison bereit sind.

Das High Class Horse Center in Weikersdorf hat in diesem Jahr gleich zu Saisonbeginn einen besonderen Programmpunkt zu bieten. Dem erfahrenen Veranstalterteam rund um Elli und Jörg Preimesberger wurde die Dressursichtung zugesprochen. Bevor diese am letzten Februar- und ersten März-Wochenende über die Bühne gehen wird, läutete man in Weikersdorf in den vergangenen vier Tagen mit dem Vorbereitungsturnier für die Sichtung die diesjährige Turniersaison ein. Insgesamt wurden 204 Starts in 21 Bewerben absolviert. Am Donnerstag und Freitag standen die Bewerbe der Kleinen Tour, Mittleren Tour, Großen Tour, U25 und Jungen Reiter auf dem Programm. Der Samstag und Sonntag standen ganz im Zeichen der Nachwuchsklassen. Reiter*innen aus dem In- und Ausland nutzten die Chance des viertägigen Turniers, um ihre Form zu überprüfen, sich mit dem Viereck in Weikersdorf vertraut zu machen und vor der Sichtung an letzten Feinheiten zu schleifen. Denn in zwei Wochen geht es dann um die begehrten Starttickets für internationale Turniere.

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Die Ritte bei der Sichtungsvorbereitung wurden mit Spannung verfolgt. Foto: © István Lehoczky

Veni, vidi, vici 
Beobachter der Szene wissen: Wenn er das Viereck betritt, dann ist ein Topergebnis meist vorprogrammiert. Schon im vergangenen Jahr dominierte der Burgenländer Peter Gmoser das Vorbereitungsturnier im Magna Racino und auch in Weikersdorf ging er siegreich vom Platz. Er stellte im Grand Prix am Donnerstag den zwölfjährigen in Hannover gezogenen Banderas vor. Der Barclay-Nachkomme trug seinen Reiter zu 70,100 %. 
Neben dem Burgenländer besetzte nur eine weitere Reiterin das Podest und das ist umso bemerkenswerter, da sie ihr Grand-Prix-Debüt gab. Erst vor knapp einem Monat hatte Nicola Louise Ahorner im Sattel des Hannover-Wallachs Balstaff Platz genommen. Nun zeigten die beiden eine gelungene Prüfung und beendeten den Grand Prix mit 68,100 % auf dem zweiten Rang. Mit ihrem zweiten an den Start gebrachten Pferd Foco Loco W holte die Wienerin eine weitere Schleife auf dem dritten Platz. „Ich bin mit beiden Pferden super zufrieden. Und unheimlich überrascht, dass es mit Staffy schon auf Anhieb so gut geklappt hat“, sagt die 22-Jährige im Gespräch mit der Pferderevue. 

„Ich habe mich auf den Grand Prix Special mit Farbenfroh gefreut, weil er hier seine Stärken, die Piaffe und die Passage wunderbar ausspielen kann. […] Es hat uns beiden richtig Spaß gemacht.“

Isabella Willibald

Erster Start, erster Sieg
Bei der einen von Erfolg gekrönten Premiere in der Großen Tour sollte es aber nicht bleiben. Denn am Freitag gelang der Steirerin Isabella Willibald Ähnliches. Sie startete den erst neunjährigen Richterhof’s Farbenfroh zum ersten Mal im Grand Prix Special. Mit 68,235 % setzte das Duo eine Richtmarke, die nicht mehr überboten werden sollte. „Ich habe mich auf den Grand Prix Special mit Farbenfroh gefreut, weil er hier seine Stärken, die Piaffe und die Passage wunderbar ausspielen kann. Da es das erste Mal war, bin ich aber noch vorsichtig geritten, und habe Wert darauf gelegt, alles harmonisch anzulegen und nicht gleich den vollen Ausdruck abzuverlangen. Wir hatten ein kleines Missverständnis in einem Übergang von Passage zum starken Trab und einen Fehler am Ende der Zweierwechsel. Insgesamt bin ich aber sehr zufrieden und hatte ein super Reitgefühl. Es hat uns beiden richtig Spaß gemacht“, resümiert die Steirerin.
Sie konnte auch mit ihrem zweiten nach Weikersdorf gebrachten Pferd, dem neunjährigen, selbst gezogenen Willibald’s Vincenzo Rosso punkten. Sowohl am Donnerstag als auch am Freitag beendete sie die Bewerbe der Kleinen Tour jeweils auf dem dritten Rang. „Vincenzo fand heuer in der Winterarbeit erst richtig Kraft und Gleichgewicht. Ich freue mich sehr, dass er sich so souverän gezeigt hat. Es war sein erster Start in einer Intermediaire I.“ 
Der zweite Rang im freitägigen Grand Prix Special ging mit Bettina Kendlbacher und Don Alfredo übrigens an eine Stallkollegin von Isabella Willibald. 

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Bettina Kendlbacher und Don Alfredo ritten im Grand Prix Special ganz vorne mit. Foto: © István Lehoczky
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Richterhof’s Farbenfroh spielte unter Isabella Willibald seine Stärken in der Piaffe aus. Foto: © Heimo Kendlbacher

Seriensiegerin Simoncic
Eine beachtenswerte Vorstellung lieferte auch Felicita Simoncic ab. Die Pony-EM-Teilnehmerin des Jahres 2020 hat seit gut zwei Wochen ein neues Pferd im Stall und präsentierte sich erstmals mit ihm im Viereck. KWPN-Wallach Chemxpro Ivar knackte gleich beim ersten Start im Prix St. Georg am Donnerstag die 70-Prozent-Marke und trug die 17-Jährige zum ersten Sieg des Wochenendes. „Mit Ivar bin ich ganz ohne Erwartungen in die erste Prüfung gegangen jedoch zeigte er sich sehr ruhig und gab mir ein tolles Gefühl“, so Simoncic. 

Am Freitag startete die Lokalmatadorin, die für den Wiener Reitclub Dressurteam Kottas-Heldenberg antritt, mit dem zehnjährigen Hannoveranerhengst Connery Junior in der Junge Reiter Einzelwertung. 68,377 % war dem Richterkollegium die Vorstellung wert, die erneut zum Sieg führte. Lilli Ochsenhofer musste sich ihr knapp geschlagen geben und belegte den zweiten Rang. Die fünfmalige Nachwuchs-EM-Teilnehmerin stellte Routinier Roi de Soleil MT vor. Rang drei belegte ein in Bezug auf internationale Starts noch unbeschriebenes Blatt: Der 21-jährige Niederösterreicher Lukas Fuchs-Benes absolvierte den Bewerb mit dem im vergangenen Jahr für Österreich gekörten Oldenburgerhengst Gogogachetto Chippendale. Das Duo erreichte 67,895 %. 

„Ivar wurde im Galopp ganz heiß, jedoch war ich darauf vorbereitet und konnte ihn gut durch die Prüfung leiten.“

Felicita Simoncic

Am Samstag legte Felicita Simoncic in der Junge Reiter Mannschaftswertung noch ein Scheibchen nach. Sie stellte erneut Chemxpro Ivar vor und machte mit einer Wertung von 70,746 % den Hattrick perfekt. „Ivar wurde im Galopp ganz heiß, jedoch war ich darauf vorbereitet und konnte ihn gut durch die Prüfung leiten“, sagt Simoncic. Auch Lukas Fuchs-Benes und Gogogachetto Chippendale gelang mit einem dritten Platz erneut der Sprung aufs Podest. Am Sonntag verbuchte der Niederösterreicher im Bewerb für Junge Reiter mit seinen Pferden Gogogachetto Chippendale und Jambowocky Chippendale dann einen Doppelerfolg und blieb ungeschlagen.

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Simoncic auf Chemxpro Ivar auf ihrem Wer zum Hattrick. Foto: © István Lehoczky
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Lukas Benes-Fuchs darf mit seinem Wochenende überaus zufrieden sein. Foto: © István Lehoczky

Championats-Reiter bestätigen Form
Das Vorbereitungsturnier wurde von einigen Nachwuchs-Championats-Reitern als Saisonstart gewählt. So etwa von Jonas Frick, der Österreich im Jahr 2020 bei den Europameisterschaften der Jungen Reiter in Ungarn vertreten hat. Er reiste mit seiner bewährten Hannoveraner-Stute Juno an und ging am Donnerstag in der Intermediaire II an den Start. Die Hotline-Tochter spielte unter dem 22-Jährigen ihre ganze Routine aus und trug Frick mit 69,254 % zum Sieg in diesem Bewerb. Dicht auf den Fersen war dem Duo der ebenfalls Championats-erfahrene Felix Artner. Er hatte Rappwallach Atomic unter dem Sattel, mit dem er am Tag darauf im U25-Grand Prix überzeugte. Nach dem Topergebnis in der Intermediaire II reichte es in diesem Bewerb für den Sieg. Der 22-Jährige Wiener, der für das Kärntner Team Gut Muraunberg startet, blickt bereits auf einige erfolgreiche internationale Saisonen zurück. Das tut übrigens auch sein vierbeiniger Partner. KWPN-Wallach Atomic vertrat Österreich mit seiner Besitzerin Franziska Fries bei den U25-Championaten in Lamprechtshausen (2017) und im niederländischen Exloo (2018). Im vergangenen Jahr feierten die beiden ihren ersten internationalen Sieg auf Drei-Stern-Niveau in der Kür in Hagen (GER). In Weikersdorf tanzten Atomic und Artner gemeinsam zu 67,868 % im U25 Grand Prix und legten damit einen guten Grundstein für die diesjährige Saison.
Die übrigen Podestplätze gingen an zwei Oberösterreicherinnen. Lisa Genböck erreichte mit ÖWB-Stute Gucci 66,667 %, knapp dahinter landete Landsfrau Sophie Marlene Francz mit Der Romantiker auf dem dritten Platz (65,620 %).

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Florian Artner stellte den Championats-erfahrenen Atomic vor. Foto: © István Lehoczky
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Hana Vasaryova siegte in der Mittleren Tour. Foto: © István Lehoczky

Gastreiter dominieren Mittlere Tour
Die Tschechin Hana Vasaryova und die Deutsche Natalie Stieglbauer duellierten sich am Donnerstag und Freitag in der Intermediaire A und der Intermediaire B – beides Bewerbe der Mittleren Tour. An beiden Tagen fielen die Wertungen des Richterkollegiums zu Gunsten Vasaryovas und ihre Santos Dumont aus. Stieglbauer wurde mit ihren beiden an den Start gebrachten Pferden Estius und Maestoso jeweils Zweite und Dritte. 
Eine ausländische Gastreiterin war es schließlich auch, die im Prix St. Georg und der Intermediaire I, Bewerben der Kleinen Tour, ungeschlagen blieb. Claudia Rassmann erreichte im Sattel von Franziskus-Nachkommen Fireball in beiden Bewerben Wertungen von über 70 %.

Newcomer und Routiniers siegen in Nachwuchs-Bewerben
Bei den Junioren zeichnete sich am Samstag ein spannendes Duell ab. Johana Vasaryova spielte mit Silky Moves nach dem Sieg am Freitag in der mittelschweren Klasse ihre ganze Routine aus. Wenig verwunderlich, denn die Tschechin blickt trotz ihres zarten Alters von 14 Jahren auf eine lange Liste an internationalen Siegen zurück. Bei den Children-Europameisterschaften im vergangenen Jahr ritt sie dreimal in die Top-Ten und liegt mit ebenjenem Silky Moves im FEI World Youth Ranking aktuell auf Rang 29. Ihrer Favoritenrolle wurde sie am Samstag mehr als gerecht. Bereits als zweite Starterin im Bewerb setzte sie mit 72,117 % eine Marke, die bis zuletzt ungeschlagen bleiben sollte.Auch mit ihrem zweiten an den Start gebrachten Pferd lieferte sie eine beinahe lupenreine Vorstellung ab und scorte mit 69,369 %.

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Johana Vasaryova wurde ihrer Favoritenrolle gerecht. Foto: © István Lehoczky

„Ich bin sehr zufrieden damit, wie Floortje sich in beiden Prüfungen gezeigt hat, nachdem sie ja noch nicht so viel Erfahrung hat. Jetzt liegt es vor allem noch an mir, fehlerfrei und gut zu reiten.“

Florentina Jöbstl

Ein Doppelsieg sollte es dennoch nicht werden. Da hatte insbesondere die Steirerin Florentina Jöbstl etwas dagegen. Auch sie hat bereits einiges an internationaler Erfahrung gesammelt und holte im Jahr 2021 bei der Pony-EM zwei Top-Ten-Platzierungen für Österreich. Dass man sie auch in der Juniorenklasse auf der Rechnung haben muss, stellte sie mit KWPN-Stute Floortje unter Beweis. Das Duo erreichte mit 71,982 % ebenfalls eine Top-Wertung. Am Sonntag gelang Jöbstl erneut eine gute Vorstellung im Junioren-Bewerb, die mit 71,272 % und dem Sieg belohnt wurde. „Ich bin sehr zufrieden damit, wie Floortje sich in beiden Prüfungen gezeigt hat, nachdem sie ja noch nicht so viel Erfahrung hat. Jetzt liegt es vor allem noch an mir, fehlerfrei und gut zu reiten“, resümiert die 16-Jährige.

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Florentina Jöbstl und Floortje sind für die Saison bereit. Foto: © István Lehoczky
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Fanny Jöbstl uns Simsalabim OLD knackten die 70-Prozent-Marke. Foto: © István Lehoczky

Die Freude war umso größer, da auch der zweite Platz in diesem Bewerb mit Fanny Jöbstl und Simsalabim OLD (70,702 %) in der Familie blieb. In den Pony-Bewerben gingen am Samstag und Sonntag die beiden Steirischen Newcomerinnen Mariella Riedler mit Latino und Chiara Wurm mit Daktari SJ siegreich vom Platz. 

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Chiara Wurm gewann den Pony-Bewerb. Foto: © István Lehoczky