Der Sportunion Reitclub Hofinger feierte Ende Juli den Auftakt der diesjährigen Ranshofen Classics und damit 30-jähriges Turnierjubiläum. Große Sieger des Dressur- und Springturniers waren die Deutschen Alexander Spohr und Bernd Herbert.

150 Turniere in 30 Jahren – seit 1992 werden vom Team rund um Josef Hofinger auf der Anlage des Sportunion Reitclub Hofinger im oberösterreichischen Ranshofen Reitturniere veranstaltet. Es gab kein Jahr, in dem nicht zumindest einmal die Startglocke läutete. Selbst im Corona-Jahr 2020 traten ReiterInnen– natürlich unter strengen Auflagen – in Ranshofen um Schleifen und Pokale an. 

„Die Entwicklung der letzten Jahre lässt sich am besten mit ‚konstant auf allerhöchstem Niveau‘ beschreiben.“

Alexander Spohr

In den vergangenen 30 Jahren wurde der rund 2.000 Einwohner zählende Stadtteil von Braunau am Inn zu einem bekannten Namen der internationalen Pferdeszene. Viele international bekannte ReitsportlerInnen sind längst zu gern gesehenen Stammgästen geworden. „Ranshofen ist fester Bestandteil unseres Turnierkalenders und nicht wegzudenken. Die Turniere sind super organisiert, es gibt gute Infrastruktur und Böden, herausragende Gastronomie, exzellente Richterauswahl – einfach ein rundum Wohlfühlturnier. Die Entwicklung der letzten Jahre lässt sich am besten mit ‚konstant auf allerhöchstem Niveau‘ beschreiben“, sagt der aus dem oberbayerischen Eicherloh angereiste Dressurreiter Alexander Spohr.

Das 30-jährige Jubiläum wird im Rahmen der diesjährigen Ranshofen Classics gefeiert. Am ersten der drei Turnierwochenenden traten ReiterInnen aus Österreich, Deutschland, der Schweiz, Frankreich, Syrien, Belgien, der Tschechischen Republik, der Slowakei, Polen Spanien, Griechenland und sogar der USA im Dressurviereck sowie im Springparcours gegeneinander an. Insgesamt wurden von Freitag bis Sonntag 79 Entscheidungen in 58 Bewerben gefällt. Die Prüfungen fanden parallel auf vier Reitplätzen statt. Insgesamt wurden 1.902 Starts verzeichnet.  

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Alexander Spohr und Diabolo WL sahnten groß ab. Archivfoto: © TEAM myrtill

Spohr dominiert Dressurbewerbe
Der Deutsche Alexander Spohr ist nicht nur Stammgast in Ranshofen, sondern mittlerweile auch Seriensieger. Bereits im Rahmen der diesjährigen Frühjahrserie ging der Teamreiter des Verein Pferdefreunde Reiterhof Laurent in den Dressurbewerben der schweren Klasse drei Mal mit blauer Schleife vom Platz. Das sollte sich auch bei den Ranshofen Classics nicht ändern, obwohl Spohr währenddessen krankheitsbedingt sechs Wochen nicht im Sattel Platz nehmen konnte. 

„We were coming back stronger!“

Alexander Spohr

Am Freitag erhielt er für seinen Ritt mit Diabolo WL 67,917 % und musste sich noch auf dem dritten Rang geschlagen geben. Das beste Ergebnis in diesem Auftaktbewerb erreichte Ferdinand Csaki, der mit Stone Island auf 70,185 % kam. Doch schon am Samstag schlugen Spohr und „Bolli“ zurück. Dieses Mal bewertete das Richterkollegium den Ritt mit 68,158 %. Eine Marke, die nicht überboten werden sollte. Am Sonntag stellte Spohr seinen neunjährigen De-Niro-Nachkommen noch im Prix St. Georges vor. Das Paar zeigte einen harmonischen Ritt und ging mit 69,079 % vom Platz. Das bedeutete den erneuten Sieg in der schweren Klasse.
„Diabolo hat sich nach meiner krankheitsbedingten Auszeit wieder sehr schnell auf mich eingestellt und war phantastisch zu reiten. Am ersten Tag hatten wir noch ein paar Abstimmungsschwierigkeiten, aber danach kann man nur noch sagen ‚we were coming back stronger‘! Wir sind immer noch ein tolles Team!“, resümiert Spohr.
Die übrigen Podestplätze gingen an die beiden deutschen Amazonen Verena Huber mit Raseda und Alexandra Eiband mit Dancing Girl H.S. Letztere ist seit knapp 20 Jahren mit ihren Pferden auf der Anlage des RC Hofinger beheimatet und konnte im Rahmen der Frühjahr-Serie bereits mit einigen Erfolgen, unter anderem einen Hattrick, aufwarten. Die Ranshofen Classics beendete die Lokalmatadorin ebenfalls mit einer überaus positiven Bilanz: Sechs Platzierungen in der schweren Klasse gingen auf ihr Konto.

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Alexandra Eiband und Dancing Girl H.S. waren zweimal topplatziert. Foto: © TEAM myrtill

Bernd Herbert gewinnt Preis von Ranshofen
Am Sonntagnachmittag ging mit dem Preis von Ranshofen, einer Standardspringprüfung über 140 cm, der Hauptbewerb der Springbewerbe über die Bühne. Er wurde mittels Stechen entschieden. Insgesamt 20 Paare waren am Start. Vier von ihnen bewältigten den von Franz Madl und Petra Oberwasserlechner gebauten Parcours ohne Spring- und Zeitfehler und zogen damit in den verkürzten Parcours ein. Dieser führte über sieben Hindernisse mit insgesamt acht Sprüngen. Als erster Reiter im Stechen legte Günther Döhler mit Cello vor. Der Deutsche blieb erneut fehlerfrei und beendete den Parcours in 44,32 Sekunden. Auf ihn folgten Andreas Brenner und Julia Rackow, die jeweils einen Abwurf verbuchten.

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Bernd Herbert und Conjack räumten das Feld im Stechen von hinten auf. Foto: © TEAM myrtill
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Bernd Herbert und Lutz Löwenherz. Foto: © TEAM myrtill

Bernd Herbert startete als letzter Reiter im Stechen. Er legte seinen Ritt sichtbar auf Sieg an. Im Sattel von Hannoveranerwallach Conjack setzte er auf Geschwindigkeit, dosierte den Ritt aber dennoch so gut, dass er fehlerfrei ins Ziel kam. Die Uhr stoppte bei 42,44 Sekunden, was den Sieg im Preis von Ranshofen bedeutete. Dieser Triumph kam nicht überraschend. Denn bereits am Vortag war Herbert im Bewerb über 140 cm ungeschlagen geblieben, dieses Mal jedoch mit Lutz Löwenherz. 

Insgesamt fielen am Wochenende drei Entscheidungen der schweren Klasse im Springreiten. Am Samstag gab es eine eigene Abteilung für sieben- bis achtjährige Pferde, die der international bekannte Patrik Majher gewann. Er stellte Unikato MJ vor. Am Freitag wurde zudem eine Standardspringprüfung über 135 cm (Klasse M) ausgetragen. Diese entschied die Vorarlbergerin Veronika Tiefenthaler mit PBM Charisma für sich. Sie war als einzige Teilnehmerin fehlerfrei geblieben. 

Erfolge für den Sportunion Reitclub Hofinger
Bei dem dreitägigen Turnier war auch der heimische Verein vertreten. Insgesamt elf Platzierungen gingen auf das Konto der ReiterInnen aus Ranshofen. Highlights waren sicherlich jene von Katharina Jessica Floth, die mit Hannoveraner-Stute Liza Minelli in der schweren Klasse der Dressur am Start war. Das Duo landete am Samstag mit 66,05 % auf Rang 4, im Prix St. Georges am Sonntag wurde es mit 66,18 % Fünfter. Ebenfalls in der Dressur erfolgreich waren Melanie Straßberger und Fruchtzwerg CG. Am Freitag beendeten sie die Dressurprüfung der Klasse L mit der Note 6,6 auf Rang 5, am Samstag wurden sie in der Dressurreiterprüfung der Klasse A mit der Note 6,8 Zweite. Elisabeth Kaiser-Schütz und Just Magic M traten in der Dressurpferdeprüfung der Klasse A an. Den Bewerb am Freitag beendeten sie mit der Note 7,22 auf dem dritten Platz, am Samstag wurden sie mit der Note 7,16 Zweiter. 

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Katharina Jessica Floth und Liza Minelli platzierten sich in der schweren Klasse. Archivfoto: © TEAM myrtill

Im Parcours gingen Anika Hammerer mit Soraya, Nora Punz mit Rositten und Lisa Greifeneder mit Lacaruna in der Einlaufspringprüfung über 90 cm am Freitag jeweils fehlerfrei mit einem ersten Rang vom Platz. Das gelang auch Boris Moosbrugger und Carlos M in der Einlaufspringprüfung über 95 cm am Samstag. Michaela Gahlert gewann schließlich mit Casino Queen die Jungpferdespringprüfung über 115 cm am Samstag. 

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Michaela Gahlert und Casino Queen gewannen das Jungpferdespringen. Foto: © TEAM myrtill

Vom Hof zum Turnierstall
Im Jahr 1992 legte Karl Kosak – selbst Urgestein des Reitsports – Josef Hofinger nahe, auf seiner Anlage im oberösterreichischen Ranshofen Turniere zu veranstalten. Die mitternächtliche Diskussion trug Früchte. Josef Hofinger schrieb erstmals eine Reitsportveranstaltung aus. Damals hatte er noch die Intention den Hof als Reiterhof attraktiver zu machen. Die Turniere fanden schnell großen Anklang. „Beim ersten Turnier auf Sandplatz ist von 7 Uhr bis 3 Uhr in der Früh geritten worden. Wir mussten den letzten Bewerb an dem Tag sogar absagen, sonst wäre es nonstop bis in der Früh weitergegangen“, erinnert sich Hofinger. Schnell fand er gefallen an der Veranstaltung von Turnieren. Mittlerweile zählt Ranshofen zu den traditionsreichsten Turnierplätzen des Landes und hat es selbst international zu großer Bekanntheit geschafft. Mit Hofingers Ambitionen wuchsen auch die Veranstaltungen.

„Die Turniere haben sich wahnsinnig weiterentwickelt. Es wurden immer mehr Starter und mehr Turniere pro Jahr“, erinnert sich Lisa Hofinger, Tochter von Josef Hofinger und Mit-Veranstalterin der Reitturniere. Der Entwicklung der Turniere folgte ein stetiger Ausbau der Anlage. Vier Turnierplätze stehen den nationalen und internationalen Gästen mittlerweile zur Verfügung. In diesem Jahr rüsteten die Hofingers noch mit 320 neu erbauten, fix überdachten Turnierboxen nach. Ihre Turniere erzielen laufend Rekordzahlen an TeilnehmerInnen. „Wir hoffen, dass es so weitergeht und dass uns unsere Gäste trotz wirtschaftlich schwieriger Zeiten weiterhin treu bleiben. Ein großer Dank geht natürlich an unser unschlagbares, eingespieltes Team. Jeder weiß, was er zu tun hat, jeder ist bemüht und gibt sein Bestes für ein reibungsloses Turnier“, so Lisa Hofinger. 
Am nächsten Wochenende öffnet der Stall für das nächste Turnier seine Pforten. Das zweite Wochenende der Ranshofen Classics geht von 5. bis 7. August über die Bühne, darauf folgt das dritte Turnierwochenende von 12. bis 14. August. Von 23. September bis 09. Oktober stehen mit der Ranshofen Herbsttour drei weitere Pferdesport-Wochenenden in Ranshofen an. 


Ergebnisse Ranshofen Classics I CSN-B* CDN-B* 29. – 31. 07. 2022

Standardspringprüfung 135 cm – Freitag, 29.07.2022

  1. Veronika Tiefenthaler / PBM Charisma (AUT/V)   0/70,17 
  2. Isabel Maier / Carlotta L (GER)                                         4/68,84
  3. Monika Haas / Crumble (GER)                                          4/69,88

Standardspringprüfung 140 cm – Samstag, 30.07.2022

1. Abteilung für 7- bis 8-jährige Pferde

  1. Patrik Majher / Unikato MJ (GER)                                   0/59,41
  2. Bernd Herbert / Diakato (GER)                                        0/65,76
  3. Günther Döhler / Jara (GER)                                              0/67,74

2. Abteilung

  1. Bernd Herbert / Lutz Löwenherz (GER)                      0/56,87 
  2. Edwin Schmuck / Contagobet (GER)                             0/58,42
  3. Juliane Stöckl / Asqui Z (GER)                                           0/60,93

Standardspringprüfung mit Stechen 140 cm – Sonntag, 31.07.2022

  1. Bernd Herbert / Conjack (GER)                                       0/42,44 (im Stechen)
  2. Günther Döhler / Cello (GER)                                           0/44,32 (im Stechen)
  3. Andreas Brenner / Quintessenz (GER)                        4/46,99 (im Stechen)

Dressurprüfung Kl. S (FEI Junge Reiter VB) – Freitag, 29.07.2022

  1. Ferdinand Csaki / Stone Island (GER)                                    70,185 %
  2. Lucie Stahl / Golden United (GER)                                           68,565 %
  3. Alexander Spohr / Diabolo WL (GER)                                     67,917 %

Dressurprüfung Kl. S (FEI Junge Reiter EZ) – Samstag, 30.07.2022

  1. Alexander Spohr / Diabolo WL (GER)                                     68,158 %
  2. Alexandra Eiband / Dancing Girl H.S. (GER)                        67,281 %
  3. Lara Arndt / Fiordiligi (GER)                                                       67,193 %

Dressurprüfung Kl. S (FEI Prix St. Georges) – Sonntag, 31.07.2022

  1. Alexander Spohr / Diabolo WL (GER)                                     69,079 %
  2. Verena Huber / Raseda (GER)                                                     67,237 %
  3. Alexandra Eiband / Dancing Girl H.S. (GER)                        67,193 %