Was wäre eine Rasse ohne leistungsstarke Pferde, was eine Zucht ohne fachkundige Züchter und was wäre der Sport ohne seine zwei- und vierbeinigen Helden? Erfolgreiche Pferde, deren Reiter und Züchter sind es, die tagtäglich den Grundstein für die aufstrebende österreichische Zucht legen. Sie sind unsere Helden, sie sind unser A-Team! In der zweiten Folge unserer Porträt-Serie stellen wir euch den Wallach For President und seinen Reiter Michael Bugan vor.

 

Entspannt lässt der große Braune sich die Sonne auf das Fell scheinen. Nebenbei rupft er hin und wieder an einigen der satten grünen Grashalme. Gemeinsam mit seinem schwarzen Paddock-Kollegen genießt er die frühsommerlichen Tage im Freien. Schon bald werden die beiden gemeinsam mit weiteren Stallkollegen über weitläufige Graskoppeln galoppieren. Derzeit müssen sie noch mit dem großzügigen Paddock vorlieb nehmen. Immer wieder deutet der Braune mit auffälligem Keilstern und Schnippe spielerische Bocksprünge an, legt gemeinsam mit dem schwarzen Wallach ein paar Galoppsprünge ein und erfreut sich sichtlich seines Lebens. Als ihn schließlich sein Reiter mit einem langgezogenen „Preeeeeeeesi“ ruft, spitz er freundlich die Ohren und macht sich zielsicher im starken Schritt auf den Weg zu der Stelle am Zaun, von der die Rufe kamen. Neugierig streckt er die Nase über das Gatter und lässt sich von seinem Reiter die Nase kraulen. Die Szenerie, die sich genauso gut in einem kleinen Freizeitstall abspielen könnte, lässt nicht erahnen, dass es sich bei den Vierbeinern um Sportpferde handelt. Die beiden Pferde, die barhuf und gänzlich ohne Ausrüstung auf diesem Paddock stehen, sind wahre Dressurstars. Der Braune hört auf den Namen For President und glänzte erst vor wenigen Tagen im Viereck des CDI4* in Hagen. Gemeinsam mit seinem Reiter, Michael Bugan, hat der Wallach schon einige der größten Dressurplätze Europas betreten. Lier, Stuttgart, Brno, Lipica, Mariakalnok, Le Mans und Achleiten sind nur einige Beispiele ihrer internationalen Auftritte. Als bisheriges Karrierehighlight startet das Duo am kommenden Wochenende bei ihrem ersten Fünfsternturnier in München.

Vom hässlichen Entlein zum schönen Schwan

For President stammt aus der Zucht von Eva Buchar. Die Niederösterreicherin blickt mittlerweile auf eine 30-jährige Zuchtlaufbahn zurück, die mit einer altösterreichischen Zuchtstute begonnen hatte. Gemeinsam mit ihren zwei Schwestern betreibt sie heute den Damarishof in Deutsch Brodersdorf. Nach dem Grundsatz „Licht, Luft und Bewegung“ werden Zuchtpferde und Sportstars Großteils im Offenstall gehalten. For President stammt von dem Oldenburgerhengst Fontane v. Florencio I x Weltmeyer ab. Auch seine Mutter ist deutsch gebrannt. Die mittlerweile 28.-jährige Hannoveranerstute Brentana-T v. Brentano II x Duft II kam nur durch Zufall in die Hände von Eva Buchar. „Unsere damaligen Stuten haben keine herausragenden Fohlen gebracht, deshalb haben wir eine Zuchtstute gesucht, mit der man auch Pferde für den internationalen Sport bekommt“, erzählt die Züchterin. Ein Stuttgarter Pferdehändler war es schließlich, der die Familie Buchar kontaktierte und die Stute anbot. Sie hatte bereits ein Fohlen bei Fuß und war zusätzlich von Sir Donnerhall gedeckt. „Ich habe das Foto gesehen und gewusst, dass wir genau dieses Pferd brauchen!“, erinnert sich Buchar. Nach einem Besuch in Deutschland war der Kauf besiegelt und die Stute kam nach Österreich. Über ihre zwölf noch in Deutschland geborenen Fohlen konnte die Züchterfamilie nichts in Erfahrung bringen. Die Vorbesitzer, die aus Brentana-T vier Fohlen gezogen hatten, wussten nicht einmal, ob die Stute reitbar ist. „Ich habe sie dann ausprobiert und bin draufgekommen, dass sie Einiges drauf hat. Sie hat sich auch richtig gefreut, als ich sie aufgezäumt habe, hat richtig in die Trense hineingeschnappt und war motiviert wieder arbeiten zu dürfen“, so Buchar. Schon nach kurzer Zeit und in trächtigem Zustand verhalf Brentana-T ihrer neuen Besitzerin zur RD3-Lizenz und einigen Erfolgen im Sport. Nach dem ersten Fohlen war dann klar, dass sie ihre Anlagen auch an den Nachwuchs weitervererbt, womit sie endgültig in die Zucht ging. Insgesamt vier Fohlen von Brentana-T haben am Damarishof das Licht der Welt erblickt. Neben dem Sandro-Hit-Sohn Seine Hoheit, den die Stute damals bereits bei Fuß hatte, brachte sie Shogoun B v. Sir Donnerhall, Boudicca v. Sarkozy, For President v. Fontane und Baroness B v. Fontane zur Welt. Der Sir-Donnerhall-Sohn Shogoun B gilt als erstes großes Aushängeschild des Damarishofs. Er trug Micheal Bugan innerhalb eines Jahres durch sämtliche Lizenzprüfungen und war unter seinem Reiter international bis zur Intermediate I erfolgreich. Mittlerweile tritt sein kleiner Bruder in seine Fußstapfen, was anfangs wohl die Wenigsten erwartet hätten.

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For President im Fohlenalter. Foto: © privat.

„Der Presi war als Fohlen grundhässlich. Ich habe mir nur gedacht: ‚Oh Gott, was haben wir da geschaffen?’“, erzählt Buchar lachend. Das große knochige Fohlen mit riesigem Kopf und Gelenken ließ nicht auf seine späteren Erfolge im Viereck schließen. For President wuchs nach dem Absetzen auf einer Hengstweide im steirischen Pöllau nahe Hartberg heran. Mit drei Jahren kehrte er als Wallach zur Ausbildung an seine Geburtsstätte zurück. Die Züchterin übernahm diese Aufgabe persönlich. „Er hat beim Reiten gleich gezeigt, dass er sehr leichtrittig ist, aber er war leider auch sehr eigenwillig.“ Hier kam Michael Bugan ins Spiel. Der gebürtige Slowake, der viel Erfahrung in der Arbeit mit Jungpferden mitbrachte, übernahm den Beritt des mittlerweile viereinhalbjährigen Wallachs. „Eva hat ihn mir damals in die Hand gedrückt, mir viel Spaß gewünscht, sich umgedreht und ist gegangen. Und ich bin aufgestiegen und auf der anderen Seite des Platzes im Sand gelandet“, erzählt Bugan lachend. Presi, wie ihn sein Reiter stets nennt, war damals sehr ängstlich, hat Luftsprünge gemacht und gebuckelt. „Er ist ein sehr schlaues Pferd und hat das sofort gewusst, wenn jemand ängstlich war. Dann war die Sache für ihn erledigt“, weiß Bugan. Sein Verhalten hat damals auch eine potenzielle Käuferin abgeschreckt, die den braunen Wallach vor dem Kauf ein Monat lang testen sollte. „Er hat das Mädchen zweimal abgeladen. Daraufhin ist sie bei Nacht und Nebel verschwunden“, so die Züchterin. Auch Michael Bugan konnte sich anfangs nur schwer mit dem lebendigen Pferd anfreunden. „Ich habe ihn gehasst. Ich muss ganz ehrlich zugeben, dass ich dieses Pferd überhaupt nicht leiden konnte. Und er mich nicht. Wenn ich ihn auf der Koppel holen wollte, und er mich gesehen hat, ist er weggelaufen“, so der 30-Jährige. Auch das erste Turnier lief nicht ganz nach Plan. „Er hat damals sehr viel geguckt. Er hatte einen riesen Kopf und einen dünnen Hals und hat sich immer eingerollt, weil er sich noch nicht tragen konnte. Er war sehr spätreif“, erinnert sich Eva Buchar an die Anfangszeit zurück. „Das erste Turnier war eine Katastrophe! Nach dem Ritt habe ich gesagt, dass dies mein erstes und letztes Dressurturnier mit ihm ist“, leitet Bugan die Erzählung von der ersten A-Dressur ein. Schlussendlich stand eine Wertnote zwischen 5,0 und 5,5 zu Buche. Aus der Zuseherperspektive erkannten dennoch schon damals einige das Potenzial des noch unförmigen Wallachs. Allen voran die Züchterin selbst. „Ich habe mir damals gedacht, dass der noch wird, dass er einfach seine Zeit braucht.“

IMG 0084Von der Klasse A bis zum internationalen Top-Niveau: Michael Bugan und For President haben sich gemeinsam hochgearbeitet. Foto: © Alina Frise

Der Weg zur Spitze

Damit solle Eva Buchar Recht behalten. Mit konstantem Training, der Hilfe von Elisabeth Waldbauer-Schall und Kursen bei Peter Holler steigerte sich das Paar konstant. Als Sechsjähriger stellte Bugan For President in Stadl-Paura vor. Im selben Jahr bestritten die beiden ihre erste M-Dressur in Weikersdorf. „Da war er richtig gut! Das war eine fehlerfreie Dressur und ab dem Zeitpunkt ist es nur noch bergauf gegangen!“, sagt Bugan. Im Februar folgte die erste Prüfung der schweren Klasse, im Mai das erste internationale Turnier in Samorin. Bugans Resümee zu diesem Meilenstein: „Ich sage einmal so: Speedy Gonzales war zu langsam. So schnell bin ich noch keine Prüfung geritten!“ Im September 2015 gingen die beiden beim CDI3* in Lamprechtshausen an den Start. „Da hat er schon richtig gezeigt, was er drauf hat!“ Ein achter Platz mit 67,18 % im Prix St. Georg und Rang 11 mit 66,31 % in der Intermediate I waren die Ausbeute des Duos. Auch den Richtern ist der Braune erstmals aufgefallen und wurde mit viel Lob bedacht.

„Von da an sind wir einfach zusammengewachsen. Er ist mein Lieblingspferd. Nicht weil er ein Grand-Prix-Pferd ist, sondern weil die Bindung einfach so groß geworden ist. Alleine durch die vielen Reisen, Turniere und Trainings – das verbindet einen. Ich hätte nie gesagt, dass dieses Pferd einmal Grand Prix gehen wird. Ich glaube, er war das letzte Pferd, dem ich das zugetraut hätte“, schwärmt Bugan von seinem Presi.

In den vergangenen drei Jahren ritten Bugan und For President unter slowakischer Flagge in vielen großen Vierecken Europas über die Mittellinie. Besonders in der Galopparbeit und seiner Lieblingslektion, den Einerwechseln, weiß der österreichische Wallach zu überzeugen. Ihre bisher beste Wertnote auf internationalem Boden wurde dem Duo mit 67, 37 % im Prix St. Georg des CDI2* von Le Mans verliehen. Die bisher beste internationale Platzierung erritten sie mit Rang sechs im Mai des Vorjahres im Grand Prix Special des CDI3* Lipica. Mit einer Einladung auf das diesjährige Weltcupturnier in `S-Hertogenbosch, die das Duo wegen des vollen Turnierkalenders leider dankbar ablehnen musste, den Starts beim Vierstern-Turnier in Hagen und beim Fünfstern-Turnier in München sowie dem geplanten ersten Weltcupstart in Lipica, sind Michael Bugan und For President in der Weltspitze der Dressur angekommen. Eine Leistung, von der auch Michael Bugan früher nur zu träumen wagte.

Mittlerweile ist das Duo auf Fünfstern-Niveau angekommen. Foto: © Alina Frise

Bugan, der Instinktreiter

Michael Bugan wuchs auf einem Bauernhof in der Slowakei auf. Seine Reitanfänge machte er mit seinen Brüdern, Cousinen und Cousins auf einem etwas kleineren Vierbeiner. „Ich habe auf einer Ziege angefangen, dann auf einem Schaf. Das hat mich aber immer heruntergebockt“, erzählt Bugan. Erst im Alter von 15 Jahren nahm Bugan erstmals im Sattel eines Pferdes Platz. Er ritt freizeitmäßig Dressur, ist hin und wieder gesprungen und schnupperte auch in die Welt des Voltigierens. Er besuchte die Pferdewirtschaftsschule im slowakischen Šaľa. Die Schüler haben dort viele junge Pferde angeritten. „Durch das Voltigieren lernten wir kontrollierter herunterzufallen. Das braucht man dort. Hier in Österreich haben alle die Einstellung: ‚Oh mein Gott, das Pferd hat einmal gebockt, nehmen wir es an die Longe.’ In der Slowakei sagen sie nur: ‚Oberkörper zurück und halt dich fest. Wenn du runterfällst, musst du gleich wieder rauf.’ Und wenn du nicht mehr aufsteigen wolltest, dann bist du eben nicht mehr geritten. Fertig. Das war schon eine harte Schule“, erwähnt Michael Bugan. Er erzählt auch, dass er damals beinahe jeden Tag im Sand gelandet sei. Doch kein Nachteil ohne Vorteil: Gleichsam hat er in der damaligen Zeit seine Leidenschaft zur Arbeit mit jungen Pferden entdeckt. Heute hat er diese Leidenschaft zum Beruf gemacht und bildet – nicht nur am Damarishof – junge Pferde aus und stellt sie auf Championaten vor. Zur Dressur kam er durch den Halbbruder von For President, Shogoun B. Mit dem damals bis zur leichten Klasse M ausgebildeten österreichischen Wallach arbeitete er sich autark bis auf Grand-Prix-Niveau hoch. Lektionen wie die Einserwechsel hat er sich und dem Pferd gleichzeitig nur nach Gefühl selbst beigebracht. „Michael ist wirklich ein riesen Talent. Das muss man neidlos anerkennen. Er hat neben seinem Gefühl auch ein gutes Auge und gibt mir häufig Tipps, wie ich etwas verbessern kann. Ich schaffe das in 40 Jahren reiten nicht, was er in zwei Jahren geschafft hat“, schwärmt Eva Buchar über ihren Reiter. Michael Bugan ist Perfektionist. Er steckt sich selbst klare Ziele und arbeitet hart, um diese zu erreichen. „Manchmal steht er sich noch selbst im Weg, weil er sich zu sehr ärgert, wenn etwas nicht funktioniert“, so Buchar. Neben seinem Ehrgeiz ist ein besonderes Gefühl für das Pferd wohl Bugans größtes Erfolgsrezept. Auch dazu weiß der Reiter einen Wink aus seinem Leben zu erzählen: „Ich habe sieben Monate lang bei einem Weltmeister im Islandpferdesport Pferde geritten. Er hatte ein Pferd, bei dem er den fünften Gang nicht rausreiten konnte. Ich habe mich auf dieses Pferd gesetzt und einfach alle fünf Gänge durchgemacht. Der stand mit offenem Mund da und hat nur noch gesagt: ‚Du bist ein Instinktreiter’. Und so ist es – ich setze mich einfach drauf und mache.“

Seit Februar diesen Jahres holt sich Michael Bugan mit For President zusätzlich Unterstützung von der deutschen Mannschafts-Olympiasiegerin Dorothee Schneider und fährt regelmäßig zum Training nach Framersheim nahe Frankfurt am Main. Auch sie hat das Potenzial von Reiter und Pferd erkannt. Bereits nach den ersten drei Monaten lassen sich deutliche Fortschritte feststellen.

Neben seinem Dressurstar For President hat Bugan einige hoffnungsvolle Youngsters unter dem Sattel, die meisten von ihnen stammen ebenso aus der Zucht von Eva Buchar. So etwa Presi’s Paddock-Kollegen, den österreichischen Wallach Dark Dionysos v. Detroit. Aphrodite B und Quater’s Dream, beide österreichisch gebrannte Pferde nach Quaterback, Floretto DK v. Samba Hit, der beim AWÖ Bundeschampionat 2015 den vierten und beim AWÖ Bundeschampionat 2016 den fünften Platz erreichte, sowie die Hannoveranerstute Scarlett O’Hara v. Spörken, die sich bereits bei der Weltmeisterschaft der jungen Dressurpferde in Ermelo schön präsentierte, lassen für die Zukunft Großes erhoffen.

Wer Michael Bugan kennt, der weiß, dass seine Ziele nicht zu klein gesteckt sind. Für die diesjährige Saison stehen mit For President keine geringeren Turniere wie das CHIO Aachen und die World Equestrian Games im US-amerikanischen Tryon auf der Wunschliste. „Ich arbeite mich konstant nach oben, bin Vierstern-Turniere geritten und habe jetzt schon genügend Punkte, um Fünfstern-Turniere zu Reiten. Für einen Start in Aachen muss man unter den ersten 250 der Weltrangliste sein.“ Mit dem aktuellen Rang 251 auf der FEI Weltrangliste scheint dieses Ziel bereits in greifbarer Nähe. Die Frage nach einem längerfristigen Ziel beantwortet Bugan wie aus der Pistole geschossen: „Tokyo 2020! Ich hatte schon immer Träume und Ziele und diese verfolge ich. Bisher habe ich alles erreicht. Wenn man etwas wirklich im Hinterkopf hat, dann wird das auch passieren. Man muss nur daran glauben und nie aufgeben!“

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Bugan und sein Presi sind mittlerweile ein eingespieltes Team. Foto: © privat

Bodenständiges Paar mit Exotenstatus

Ein großer Erfolgsfaktor des Teams Damarishof ist Spaß. Egal ob im Training oder am Turnier, der Humor darf niemals zu kurz kommen. „Eva ist eine tolle Unterstützung. Wir sind ein Team. Sie ist fast wie eine Mutter für mich. Sie sagt immer, ich soll einfach nach Gefühl machen und dann wird schon alles gutgehen“, beschreibt Bugan die Beziehung zur Besitzerin des Großteils seiner Pferde. Bei den Turnieren ist – ebenso wie daheim –

Teamwork angesagt. Ob in der Ausbildung der Pferde oder beim Herrichten vor den Bewerben – jeder packt mit an. „Nur das Einzopfen macht immer der Michael alleine. Da ist er Perfektionist!“, fügt Eva Buchar lachend hinzu. Die Gesundheit des Pferdes steht für das Team an oberster Stelle. Deshalb verbringt For President den Großteil seiner Zeit auf der Koppel. „Man sieht immer diese Boxenpferde am Turnier. Die funktionieren wie Maschinen, haben mit allem abgeschlossen und machen einfach ihren Job. Unsere Pferde haben halt noch Leben“, erklärt Bugan die Philosophie. Ein Umstand, der For President allerdings am Turnier unter der Boxenhaltung leiden ließ. Diesen Stress kompensierte der Wallach mit Fasten. „Er hat zwar immer ruhig und nicht gestresst gewirkt, aber er hat einfach nichts gegessen“, erinnert sich die Züchterin. Michael Bugan wusste diesem Problem ganz einfach Abhilfe zu verschaffen: „Ich bin dann wirklich zwei Stunden lang bei ihm in der Box gestanden und habe ihn aus der Hand gefüttert. Also wirklich Futter rein, Kopf nach oben, Wasser hinten nach.“

Auf internationalen Dressurplätzen hat das ungewöhnliche Paar mit slowakischem Reiter und österreichischem Pferd vielerorts Exotenstatus. „In Stuttgart kamen die Sprecherinnen ins Stocken und mussten erst nachsehen, was AWÖ bedeutet“, erzählt der gebürtige Slowake. Für viel Aufsehen sorgte das Duo auch, als es im Rahmen eines nationalen Turnieres einfach ohne Sattel den Abreiteplatz betrat. Locker lässig vollführte der Wallach sämtliche Lektionen von der Galopppirouette bis zur Passage. „Die sind alle mit offenem Mund dagestanden“, meint Bugan lächelnd.

Mit etwas Glück trifft man das Duo auch auf einer Raststätte beim Füße-Vertreten. Bugan hat seinen vertrauten vierbeinigen Partner erst neulich kurzerhand auf einer Raststation Nahe Passau abgeladen und ist mit ihm eine kleine Runde spazieren gegangen. „Das war überhaupt kein Problem. Ich habe ihn abgeladen, er hat sich erleichtert, gegrast, dann wieder rauf auf den LKW und wir sind weitergefahren“, erzählt der Slowake und verweist auf das mittlerweile tiefe Vertrauen zwischen Reiter und Pferd.

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Im heimatlichen Stall genießt For President täglichen Auslauf auf der Koppel. Foto: © Alina Frise

Nach jedem Turnier freut sich For President vor allem auf seine Koppel und seine vierbeinigen Freunde. Abseits der ganzen Erfolge darf der Wallach einfach Pferd sein. Ganz ohne Boxenhaltung, Gamaschen auf der Koppel oder Eisen auf den Hufen. „Ich will für meine Pferde so viel Natur wie nur möglich. Die wissen ja nicht, dass sie Grand-Prix-Pferde sind“, sagt Eva Buchar. Die Pferde danken diese Haltung mit viel Motivation und einem ausgeglichenen Charakter. Presi ist im täglichen Umgang vollkommen unkompliziert. Menschen, die er kennt, begrüßt er stets mit einem freudigen Blubbern. „Er ist ein sehr gesprächiges Pferd“, sind sich Reiter und Züchterin einig. Der Braune ist sehr sensibel und gleichsam intelligent. Schnell fand er heraus, wie man Boxentüren öffnet und sich seines Halfters entledigt. Mittlerweile sind er und sein Reiter eine Einheit geworden. Die Harmonie zwischen ihnen lässt sich laufend im Viereck erkennen. Ein wenig ist aber trotzdem von dem jungen Presi übrig geblieben. Andere Reiter erkennt und testet er sofort, wenn Michael Bugan nicht in der Nähe ist. „Wenn ich daneben stehe und zuschaue macht er alles. Aber wenn ich nicht dabei bin und frage wie er war, lautet die Antwort: ‚Ja, eh brav. Er hat halt gemacht, was er will!’“