Was wäre eine Rasse ohne leistungsstarke Pferde, was eine Zucht ohne fachkundige Züchter und was wäre der Sport ohne seine zwei- und vierbeinigen Helden?

Erfolgreiche Pferde, deren Reiter und Züchter sind es, die tagtäglich den Grundstein für die aufstrebende österreichische Zucht legen. Sie sind unsere Helden, sie sind unser A-Team! In der ersten Folge unserer Porträt-Serie stellen wir euch den Zuchtbetrieb Broadmoar in der Weststeiermark vor.

Sie sind jung, sie sind ambitioniert und sie bringen frischen Wind in die heimische Zuchtszene. Bettina und Heimo Kendlbacher betreiben seit fünf Jahren den Zuchtbetrieb Broadmoar in der Weststeiermark.

„Wir züchten aus Leidenschaft – für Ihre Leidenschaft!“ – so lautet der Grundsatz des Zuchtbetriebes Broadmoar im weststeirischen Oisnitz. Hinter dem Betrieb stehen Heimo und Bettina Kendlbacher. Das Ehepaar ist in Sport- und Züchterkreisen wohl bekannt. Nachdem sich beide zunächst dem Dressursport verschrieben hatten, gingen sie nach Erwerb des Betriebes im Jahr 2013 zudem in die professionelle Zucht. Innerhalb von nur fünf Jahren haben sich die gebürtigen Weststeirer einen guten Namen in der österreichischen Zuchtszene gemacht. Mit Leidenschaft und Köpfchen züchten die Newcomer österreichische Warmblutpferde für den Dressursport. Spätestens mit Broadmoars Leonora, die im Jahr 2016 zur Bundeschampionesse der Stutfohlen gekürt wurde, sind sie mit ihren Youngsters in der Oberliga angekommen.

Faszination Pferd

Weder Bettina, noch Heimo kommen ursprünglich aus der Pferdebranche. Sie beide sind mit ihrer Leidenschaft Exoten in ihren Familien. Bettina hat es schon als Kind zu den großen Vierbeinern gezogen. Erst mit neun Jahren ermöglichten ihr ihre Eltern Reitunterricht. Mit elf Jahren folgte das erste Pferd. Die Reitkarriere, die bereits mit zwölf Jahren auch in den Turniersport führte, begann in Oisnitz. Dort lernte die heute 29-Jährige auch Heimo kennen. Er kam durch einen Schulkollegen zum Reitsport. Der Freund fand nur kurzen Gefallen an den Pferden. Heimo war begeistert und blieb hängen. „Das ganze hat mich so beeindruckt, dass ich dann ständig im Stall war“, erinnert sich der 38-Jährige. Auch er kam früh in den Genuss eines eigenen Pferdes, saß nebenbei auch im Sattel fremder Pferde und ritt als Teenager schon bis zu drei pro Tag. Er sah sich zunächst eher im Springsattel beheimatet. Im Lauf seines ersten Studienabschnittes jobbte er in einem deutschen Handelsstall und kam über dortige Beziehungen und sein damaliges doppelveranlagtes Pferd zur Dressur. Nachdem in Deutschland der Startschuss zur Karriere im Viereck gefallen war, führte Heimo diese in Oisnitz weiter.Im Jahr 2013 übernahm das Paar zunächst den Zuchtstall. „Wir wollten vorher aus dem Zuchtstall sowohl Reitbetrieb, als auch Zucht machen. Doch dann hat sich die Möglichkeit ergeben, dass wir auch den Sportstall übernehmen können“, erzählt Heimo. Eine Synergie, welche die Kendlbachers bestens zu nutzen wissen. „Im großen Stall hat man die ganze Infrastruktur für den Sport, der zweite Stall liegt ruhig und bietet sich perfekt für die Zucht. Es ist ein Vorteil, dass man das dennoch trennen kann. Fremde Turnierpferde können ja doch irgendwelche Keime mitbringen“, führt Bettina aus.

In die Zucht fühlten die Kendlbachers bereits vor der Übernahme der Betriebe leicht hinein. „Wir beide hatten Stuten, die nicht mehr im Sport gehen konnten, aber erst um die zwölf Jahre alt waren. Da war es naheliegend zu züchten“, erzählt Bettina von dem schleichenden Einstieg in das Zuchtgeschehen. Die zwei Stuten, die in der Dressur gute Leistungen erbracht hatten und durch einen einwandfreien Charakter bestachen, konnten aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr im Leistungssport vorgestellt werden. „Eine hat sich den Fuß gebrochen und die andere hatte nach einem Infekt Probleme mit dem Herzen“, so Bettina. Im Jahr 2012 erblickte mit Broadmoars Lorelei nach United x Londonderry x Interpol x Freiherr und Broadmoars Wahre Freude nach Brentano x Weltmeyer x Wenzel x Absatz der erste Fohlenjahrgang das Licht der Welt. Mit dem Erwerb des Zuchtbetriebes wurde die Zucht bis zum heutigen Tag auf acht Zuchtstuten ausgebaut. Mit dem diesjährigen Jahrgang stammen rund 20 Pferde aus der Broadmoar-Zucht.  

Qualität und Charakter

Bis auf die Lord-Loxeley-Tochter Lawinia haben sich sämtliche Broadmoar-Zuchtstuten teils bis zur Grand-Prix-Klasse im Viereck bewiesen, bevor sie in die Zucht gingen. Was sich bisher eher ergeben hat, gehört mittlerweile ein Stück weit auch zur Philosophie der Kendlbachers. In Zukunft sollen junge, selbst gezogenen Stuten die älteren Stuten ersetzten und die Linien weiterführen. Bis zum Einstieg in die Zucht sollte die junge Garde aber schon erste Schritte unter dem Sattel gemacht und die Rittigkeit unter Beweis gestellt haben. Denn ein klares Zuchtziel ist es, Pferde für den großen Sport hervorzubringen, wie Heimo Kendlbacher betont: „Wir züchten Grand-Prix-Linien. Uns ist weniger wichtig, dass es super Materialpferde werden und die Fohlen schon losstrampeln, aber keine Linie dahinter ist. Bei uns liegt der Fokus eher auf später. Wir wollen, dass sie in höheren Klassen erfolgreich sind.“ Auch die Hengste werden strikt nach diesem Plan ausgesucht. „Das ist jedes Jahr ein ziemliches Procedere“, meint Bettina schmunzelnd. Die Kendlbachers greifen kaum auf junge Hengste zurück. Neben der passenden Abstammung müssen diese sich ebenso im Sport bewiesen haben und werden von dem steirischen Züchterpaar über einen längeren Zeitraum beobachtet. „Wir schauen uns die Hengste dabei lieber auf Sportveranstaltungen an, sei es bei der WM der jungen Pferde oder einfach bei größeren Turnieren“, so Bettina. Ein mindestens ebenso wichtiger Faktor ist der Charakter. Stuten sowie Hengste werden nach Menschenfreundlichkeit und einer freundlichen Ausstrahlung ausgesucht.

Auch wenn das Augenmerk beim Nachwuchs eher auf der späteren sportlichen Ebene liegt, können die Broadmoar-Nachkommen teils schon in jungen Jahren Erfolge feiern. So etwa die Fuchsstute Broadmoars Leonora v. Eye Catcher x Londonderry x Interpol, die im Jahr 2016 das Bundeschampionat der Stutfohlen für sich entscheiden konnte. Die zweijährige Stute wird im nächsten Jahr angeritten und soll dann in die Zucht gehen. „Leonora hat einen dreijährigen Vollbruder, mit dem wir gerade beginnen zu arbeiten und der sich sehr gut gibt. Bei Leonora hat man gleich gesehen, dass sie noch einmal besser ist. Wir haben nicht damit gerechnet, dass es am Bundeschampionat so toll klappt, aber dass sie ein gutes Pferd ist, war uns natürlich klar“, erzählt Bettina stolz.

Die Jungpferde werden in Oisnitz … (c) Marija Kanizay

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behutsam aufgezogen (c) Marija Kanizay

Patrioten mit Weitsicht

Die Broadmoar-Zucht verfügt über einen weiteren Luxus, von dem viele Züchterkollegen nur träumen können. Durch ihre Erfahrung im Beritt und der Ausbildung von Pferden ist es bei den Kendlbachers eher ungewöhnlich, dass die Nachzucht bereits im Fohlenalter verkauft wird. Sie sind darauf nicht angewiesen und die Zucht ist nicht darauf ausgelegt. Die Pferde wachsen behütet in der Aufzuchtstation heran, werden dreijährig erstmals ausgebildet, gearbeitet und eventuell auf Turnieren vorgestellt. Externer Beritt ist dafür keiner nötig. Die Pferde werden allesamt vom Züchterpaar selbst ausgebildet.

Auf die Frage, warum die Kendlbachers österreichisch brennen, folgt von Heimo lachend wie aus der Pistole geschossen: „Wir sind eben Patrioten!“ Bettina führt aus: „Eigentlich ist es gar nicht anders in Frage gekommen. Wir haben zwar früher auch einmal nicht österreichisch gebrannt, aber schon damals war ich sehr hin- und hergerissen. Wir möchten einfach einen Beitrag für die heimische Zucht leisten.“

Das geht sogar so weit, dass sich die Kendlbachers aktiv für einen noch höheren Stellenwert der A-Pferde einsetzen. Sie wissen um die Qualität der heimischen Pferde Bescheid und wollen dies auch Reitern und potenziellen Pferdekäufern näher bringen. „Das österreichische Pferd ist im internationalen Vergleich aufsteigend. Wenn man auf das Bundeschampionat schaut, finde ich, dass wir da um nichts hinten nach sind. Die Pferde, die vorne mit dabei sind, sind qualitativ richtig gut“, so Bettina. Die beiden sind Kenner der Szene und beobachten die Warmblutzucht auch über die österreichischen Grenzen hinaus. „Die österreichischen Fohlen werden besser, weil auch die Stuten immer besser werden“, führt Heimo aus. „Man sieht den Generationssprung. Es kommen jetzt schon wieder viel modernere Stuten mit guten Abstammungen nach. Die heimischen Züchter sind sehr professionell und machen sich viele Gedanken über die perfekte Anpaarung. Da man in Österreich die Möglichkeit hat, jeden Hengst zu wählen, kommen hier auch sehr interessante Blutführungen zu Stande.“

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Sieger beim letztjährigen Reitpferdechampionat: Heimo Kendlbacher mit Broadmoars D’Artagnon
(c) TEAM myrtill

 

Ein Leben für den Reitsport

Neben dem Zuchtbetrieb haben die Kendlbachers auch die Leitung des angrenzenden Reitbetriebes in Oisnitz übernommen. Der Sportstall, der rund 60 Pferde beherbergt, ist in der Turnierszene für stilvolle Dressurveranstaltungen bekannt. Auch im Jahr 2018 wird von 13. bis 15. Juli auf der Anlage mit familiären Ambiente ein nationales Dressurturnier der Kategorie A* über die Bühne gehen. Im Rahmen dieser Turnierveranstaltung werden zwei Etappen der diesjährigen AWÖ YOUNG STARS CUPS ausgetragen. Während der AWÖ YOUNG STARS DRESSURCUP von 13. bis 15. Juli in Oisnitz in seine dritte Runde geht, wird im Rahmen des AWÖ YOUNG STARS CUP powered by EQUIVA am 14. Juli zum zweiten Mal um Punkte geritten. Darüber hinaus setzen sich Bettina und Heimo Kendlbacher als Sponsoren für den heimischen Sport und die heimische Zucht ein. Im Rahmen der Dressur Tour Steiermark 2018 ehren sie das beste Pferd aus österreichischer Zucht in jeder der acht Klassen mit einem zusätzlichen Geldpreis. Doch nicht nur in der Dressur, auch im Springsport fördert die Broadmoar KG heimische Zuchtprodukte. Im Rahmen der Alpenspan Team Tour 2018 wird das erfolgreichste Pferd aus heimischer Zucht mit einer Prämie sowie der Züchter mit einem gratis Decksprung abgedankt. Bettina und Heimo Kendlbacher sind ständige Beobachter der Szene, sind stets an neuen Konzepten interessiert und wollen die heimische Pferdebranche unterstützen und beleben. „Es kam schon vor, dass Leute zu uns kamen und ganz überrascht gesagt haben: ‚Wow, so tolle Pferde kann man in Österreich kaufen?’ Mit unserem Sponsoring wollen wir genau das aufbrechen und den Leuten bewusst machen, dass das österreichische Warmblutpferd tolle Leistungen erbringt. Ich war auch überrascht, als ich mich einmal mit den Ergebnissen auseinandergesetzt habe. In der Dressur-Tour waren gleich mehrere österreichische Pferde ganz vorne mit dabei“, erklärt Bettina Kendlbacher die Intention hinter den Ehrenpreisen.  

Bettina und Heimo Kendlbacher verbinden auf ihren beiden Betrieben, der Broadmoar KG und dem Sportstall in Oisnitz, Zucht, Ausbildung und Dressursport. Das junge ambitionierte Ehepaar ist mit der Entwicklung der noch jungen Zucht sehr zufrieden. „Unsere Pferde kommen gut an und wir wurden auch gleich sehr freundschaftlich in die Züchtergemeinde aufgenommen“, sagt Bettina. Die beiden haben bereits jetzt frischen Wind in die Zuchtszene gebracht.  In diesem Jahr werden insgesamt sechs Fohlen in der Weststeiermark das Licht der Welt erblicken. „Wir freuen uns dieses Jahr wirklich wieder auf jedes einzelne Fohlen. Es hat bisher alles super funktioniert und die Anpaarungen sind sehr interessant“, so Heimo.

www.broadmoar.at