Es hat sich ausgewintert – mit dem Frühling startet für viele die Turniersaison und die Lust auf Ausflüge mit dem Pferd. Für beide Anlässe muss der Vierbeiner mit einem Hänger transportiert werden. Damit Verkehrssicherheit gegeben ist, sollte man dem Anhänger aber zunächst einem Frühjahrscheck unterziehen. KFZ-Fachmann Ing. Malte Presoly hat in 10 Tipps zusammengefasst, wie man den Check einfach selbst durchführen kann.

1.) Sichtprüfung 

Zunächst ist ein Rundgang angesagt. Der Hänger sollte außen wie innen auf Beschädigungen und fehlende Teile überprüft werden. Etwa können Unterlegkeile abhandengekommen sein, oder der Anhänger Schäden aufweisen. Generell sollte man auch den kompletten Innenraum nach Beschädigungen und fehlenden Teilen absuchen, empfiehlt der Experte. Ein besonderes Risiko stellen bei ungenützten Anhängern Bienen- oder Wespen dar, die den schützenden Anhänger gerne als neues Zuhause wählen. Hat sich ein Bienen- oder Wespenvolk im Anhänger angesiedelt, sollte dieses am besten von einer qualifizierten Person oder unter größter Vorsicht mit geeigneten Mitteln entfernt werden. Ansonsten besteht Lebensgefahr! 

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Ist ein Teil locker oder weist der Anhänger Beschädigungen auf – die Sichtkontrolle sollte vor jeder Fahrt gemacht werden!

2.) Spezialgebiet Boden

Der Anhängerboden ist häufig aus Holz gemacht. Feuchtigkeit wird schnell zu Gift für ihn. Im schlimmsten Fall wird der Boden morsch und kann sogar durchbrechen. Daher sollten Rampe und Boden regelmäßig auf Verformungen, Moosbildung und weiche Stellen überprüft werden. Für eine genaue Kontrolle begibt man sich am besten unter den Anhänger und hält nach Verfärbungen und morschen Stellen Ausschau. Beim Begehen des Innenraums sollte man darauf achten, ob der Boden nachgibt. Auch das ist ein Zeichen für eine morsche Stelle. Sind auch die Seitenwände aus Holz gefertigt, kann man einen Drucktest mit dem Daumen machen. 

3.) Runde Sache

Die Reifen bringen die Sache ins Rollen und halten den Kontakt zur Fahrbahn. Deshalb sind sie ein wichtiger Sicherheitsfaktor. Beim Frühjahrscheck steht zunächst eine Prüfung des Luftdrucks an. Die Sichtkontrolle auf Risse und Beschädigungen ist wichtig, um einen Platten oder gar einen Reifenplatzer zu vermeiden. Auch Reifen altern. Spätestens nach sechs Jahren (zu erkennen an der vierstelligen Produktionsnummer am Reifen – Produktionswoche und Produktionsjahr) ist Austausch der Reifen nötig, da das Material mit zunehmendem Alter spröde und damit anfällig für Schäden wird. Der Tausch zu einem früheren Zeitpunkt wird dann nötig, wenn die Reifen abgefahren, also die Profiltiefe zu gering wird. Diese sollte nicht unter 1,6 mm liegen. Profitipp: Aus Sicherheitsgründen schon ab einer Profiltiefe von 4 mm wechseln, sonst besteht Aquaplaning-Gefahr!

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4.) Es werde Licht!

Wichtig ist beim Frühjahrscheck auch eine Kontrolle der Bremslichter, des Rückfahrlichts, der Nebelschlussleuchte (falls vorhanden), der Warnblinkanlage und beidseitiger Blinker. Diese sollte man genau genommen vor jeder Fahrt überprüfen. Hat der Anhänger eine Innenbeleuchtung gehört auch diese regelmäßig auf ihre Funktion hin gecheckt. Falls ein Teil der Beleuchtung nicht funktioniert, den Stecker prüfen!

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Verschlüsse und bewegliche Teile gehören regelmäßig geschmiert.

5.) Wackeln verboten!

Dann geht es ins Detail: Sind alle Verschlüsse am Anhänger fest? Lassen sich Rampe und Klappe problemlos schließen? Ist die Sattelkammer und das Zubehör im Inneren (Futtertrog, Hengstgitter etc.) fest verschlossen und rasten die Drittelstangen gut in der Endposition ein?

Dann geht es weiter zur Kupplung: Sie sollte sauber schließen (auf die Anzeige der Kupplung achten!). Apropos Verschlüsse: Bewegliche Teile, das Stützrad oder Schaniere von Klappen gehören regelmäßig geschmiert oder geölt!

6.) Gut bedeckt

Werfen wir einen Blick auf die obere Klappe! Hat der Hänger eine Plane, gehört diese auf Beschädigungen oder undichte Stellen überprüft. Auch die Klappe sollte man sich näher anschauen. Schließt diese sicher oder gelangt Feuchtigkeit in den Hänger? Bei längerer Standzeit gehören Klappe und Plane unbedingt geschlossen, um das Innere vor Witterung und Insekten zu schützen. Und schließlich: wie steht es um die Dämpfer? Sind sie intakt und erfüllen ihre Aufgabe?

7.) Regelmäßige Überprüfung

Ist der Hänger nach optischer und haptischer Überprüfung in Schuss, folgt ein Blick aufs Pickerl. Denn Anhänger brauchen eine jährliche Prüfung. Ist dieses abgelaufen, muss der Anhänger zu einer Prüfstelle gebracht werden. 

8.) Gut gebremst!

Sind alle bisherigen Kriterien erfüllt, geht es mit dem Hänger auf die Straße. Zumindest auf eine ruhige Privatstraße (wenn erlaubt). Es folgt ein Bremstest. Dafür beschleunigt man mit dem Hänger in unbeladenem Zustand auf 30 bis 40 km/h und macht an geeigneter Stelle eine Vollbremsung. Es sollten alle vier Räder gelichmäßig blockieren, der Hänger also (bei geradem Lenkrad) gerade bleiben. 

Pferdeanhänger
Einige Tests können nur im fahrenden Zustand durchgeführt werden.

9.) Wenn‘s rüttelt

Dann geht es auf eine größere Straße. Bei einer Geschwindigkeit von 70-80 km/h sollte man kontrollieren, ob der Anhänger während der Fahrt unruhig wird oder gar zu vibrieren beginnt. Das würde auf etwaige Reifenschäden hinweisen. 

10.) Beruhigende Stille

Liegt der Anhänger ruhig, heißt es noch: Radio aus und auf sonstige Geräusche achten! Fällt auch hier nichts Ungewöhnliches auf, ist der Anhänger fit für das neue Jahr.

Die Turniersaison kann kommen! 

Unser Experte:

Ing. Malte Presoly war nach seiner Ausbildung als KFZ-Techniker langjährig im technischen Vertrieb tätig. Mittlerweile ist er Geschäftsführer des Unternehmens MEP-Ingenieursleistungen und bietet speziell für Pferdebesitzer*innen umfangreiche Dienstleitungen im Bereich Anhängerservice an.
Weitere Informationen unter http://mep-presoly.at
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