Pferdezubehör wird vermehrt online eingekauft. 250 Pakete verlassen täglich das Lager des Steirischen Pferde-Online-Shops Equus Vitalis. Wir haben ein Paket auf seinem Weg von der Bestellung bis zur Auslieferung begleitet.

Ich bin rund 10 cm groß, aus braunem Karton und habe stets ein Lächeln auf meinen Lippen. Mein Name ist „nice“. Ich bin eines von 17.200 Paketen, das tagtäglich von Paldau aus in die gesamte Welt reist. An meine Geburtsstunde habe ich selbst keine Erinnerung. Aber es kursieren Geschichten darüber, dass Menschen an fernen Orten Einblick in unser Zuhause haben. Sie wählen einen oder mehrere meiner rund 10.000 Cousins, um ihn zu adoptieren und ihn in sein Leben zu holen. Meine Cousins stammen aus 140 Familien, die Menschen sprechen von „Marken“. Wirklich ähnlich sehen wir uns nicht. Meine Cousins und Cousinen bestehen nicht wie ich aus Karton. Sie sind aus Leder, aus Baumwolle, aus Lammfell und haben die unterschiedlichsten Größen, Farben und Formen. 

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Hier seht ihr meine Geburtshelferin. Auch an sie kann ich mich kaum erinnern. Doch ich weiß mittlerweile, was ihre Aufgaben sind. Sie zieht die Fäden hinter vielen Adoptionen. Sie sitzt über uns, im „oberen Stock“ und hat im so genannten „Customer Service“ Kontakt zu den an einer Adoption interessierten Menschen. Sie kümmert sich um deren Anliegen vor einer Adoption, oder um mögliche Probleme nach einer Adoption. Erst wenn sie ihr Ok gibt, kommen wir mit unseren Cousins in Kontakt.

Das erste Treffen steht kurz bevor. Nun bekommt unser Leben einen Sinn, es wird uns unsere Aufgabe zugeteilt. Ein Vermittler checkt auf einem kleinen Rechteck – er nennt es Tablet – seine Pickliste. Meine Geschwister und ich sind ganz aufgeregt. Aufgeregt, welchem unserer Cousins wir zugeteilt werden, welchen Verwandten wir umhüllen und beschützen dürften. Der Vermittler geht zielstrebig durch die unzähligen Regalreihen und wählt für mich schließlich einen Cousin aus der Familie der Halfter. Wir verstehen uns auf Anhieb und freuen uns auf die gemeinsame Reise. 

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Ich bin nicht der größte meiner Art, mein Cousin auch nicht. Der Vermittler hat uns ideal aufeinander abgestimmt. Er platziert „Halfter“ in meinem Inneren. Dort, wo ich etwas zu groß bin, stopft er mich mit biologisch abbaubarem Papier aus. Ich bin stolz, nun eine Aufgabe erfüllen zu dürfen, und werde Halfter mit meinem Leben beschützen. 

Es geht los: wir werden auf unsere große Reise geschickt. Voller Vorfreude rätseln Halfter und ich, wo es hingehen könnte. Wir reisen gemeinsam mit vielen meiner Geschwister. Mit großen und kleinen Brüdern und Schwestern. Sie erzählen mir aufgeregt, wen sie beschützen dürfen. Wir werden gestapelt und mit einer Folie umwickelt. Wir fühlen uns wohl, wir freuen uns. Wir werden von einem Transporter abgeholt und aufgeladen. Er bringt uns zu einem großen Terminal. Hier tummeln sich viele andere Pakete. Es ist Zeit, Abschied zu nehmen. Ich werde von meinen Geschwistern getrennt. Ihre Reise führt sie anderswo hin. Doch ich bekomme neue Reisebegleiter: Pakete aus anderen Häusern werden mit mir in einen gelben Transporter geladen. 

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Die Fahrt ist etwas holprig, doch wir lehnen uns aneinander. Nach und nach verabschieden sich einige von uns. Der Transporter wird immer leerer, Halfter und ich immer aufgeregter. Der Transporter hält, der Chauffeur trägt uns behutsam ins Freie und übergibt uns einem anderen Menschen. Wir sind angekommen. 

Nein, doch nicht. Der neue Mensch packt uns in seinen, weitaus kleineren, dafür umso komfortableren Transporter. Ich liege auf Leder, fein gepolstert. Es ist warm, dennoch umklammere ich Halfter fest, um ihn auch hier zu beschützen. Wir halten und werden mit ins Freie genommen. Der Mensch bewegt sich auf etwas Großes zu. Es hat vier Beine, sieht flauschig aus. Der Mensch nennt es „Hafi“. Das Hafi stupst mich, der Mensch lacht. Ich weiß: Nun sind wir angekommen. Mit glänzenden Augen öffnet mich der Mensch, trennt mich von Halfter. Doch ich bin ihm nicht böse. Gerne lasse ich meinen Cousin ziehen. Ich blicke ihm hinterher und sehe, wie er sich dem Kopf des Hafi anschmiegt. Der Mensch steht freudestrahlend daneben. Ich weiß, ich habe einen guten Job gemacht. Meine Aufgabe endet nun, die meines Cousins beginnt erst. Der Mensch trägt mich zu einem grünen Behälter. Er öffnet den roten Deckel und legt mich hinein. Ich weiß, es ist nun Zeit zu gehen. In Gedanken wünsche ich meinem Cousin viel Erfolg. Und wer weiß, vielleicht werde ich wieder ein Paket und darf eine weitere Reise antreten. Ich glaube fest daran. 

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