Ewalia’s Rotkäppchen war die Newcomerin des AWÖ Bundeschampionat 2020. Die Fuchsstute ist das erste selbstgezogene Fohlen in der Ewalia-Familie. Sie hatte es faustdick hinter den Ohren und ist mittlerweile quasi im Schlafzimmer eingezogen.

Das Bundeschampionat schreibt seine ganz eigenen Geschichten. Besonders dann, wenn ein Underdog alle anderen in den Schatten stellt. Im Jahr 2020 machten sich die Ewalia-Geschäftsführer Cornelia und Ewald Seidl erstmals mit einem Pferd auf den Weg zum AWÖ Bundeschampionat in Stadl-Paura. Im Hänger hatten sie ihr erstes selbstgezogenes Pferd, Ewalia’s Rotkäppchen. Vorgestellt von Karin Kosak begeisterte die Fuchsstute bei den vierjährigen Reitpferden insbesondere mit ihrer makellosen Bergauf-Galoppade. Die beiden Fremdreiter besiegelten mit den Noten 9,5 und 10,0 den Sieg der Newcomerin. 

Ewalia's Rotkäppchen Bundeschampionat
Veni, vidi, vici: Ewalia’s Rotkäppchen holte auf Anhieb die Bundeschampionats-Schärpe in die Steiermark.

Das erste eigene Fohlen holte beim ersten Bundeschampionats-Antritt die Schärpe nach Hause. Ewald und Cornelia Seidl, die mit keinerlei Erwartungen nach Stadl-Paura gekommen waren, konnten ihr Glück kaum fassen. „Die Freude war riesengroß! Ewald hat sich dann selbst die Schärpe umgehängt“, erzählt Cornelia Seidl. Der Stolz über den Championatstitel ist nach wie vor groß. So groß, dass die Schärpe mittlerweile die Wand über dem Bett ziert. 

Es ist die bisherige Krönung einer erfolgreichen ersten Nachzucht. Der Weg dorthin war nicht ohne Hindernisse. Ewald und Cornelia Seidl fassten den Entschluss, ein eigenes Pferd zu ziehen, nicht zuletzt aus finanziellen Gründen: „Ein richtig tolles Pferd ist unerschwinglich. Es selbst zu züchten ist ein Lotteriespiel, aber macht Spaß. Wir haben gesagt, wir probieren es einmal und schauen, ob wir Glück haben.“ Das Glück ließ zunächst etwas auf sich warten. Die Seidls pachteten die Stute Reine Freude v. Sir Donnerhall I von der Zuchtgemeinschaft Steiner & Faßold. Es war eine Anpaarung mit Rock Forever NRW geplant, doch die Stute nahm zweimal nicht auf. Die Seidls sattelten dann auf einen damals noch unbekannten Junghengst um. Formel Eins v. Franziskus war nun der gewählte Vater. Und prompt nahm die Stute dieses Mal auf. Im Jahr 2016 war das Züchterglück perfekt, denn ein gut proportioniertes, langbeiniges Fuchsfohlen erblickte das Licht der Welt. Ewalia‘s Rotkäppchen kam als Absetzer gemeinsam mit dem Fohlen einer Bekannten in den Seidl’schen Freilaufstall. Im neuen Zuhause angekommen, machte sie sich nicht nur Freunde. „Sie war so ziemlich das unbeliebteste Pferd bei uns im Stall. Sie war echt unberechenbar und hat ein paar Leute gebissen. Wenn sie unsicher war, ist sie sofort in den Verteidigungs-Modus gegangen. Sie war auch nicht neugierig, sondern wollte einfach ihre Ruhe haben“, erinnert sich Cornelia. 

Ewalia's Rotkäppchen
Bereits als Fohlen war Ewalia’s Rotkäppchen eine Augenweide. Ihre Nobless und ihren Ausdruck hat sie auch heute nicht verloren. 

Dieses Verhalten änderte sich schlagartig, als Ewalia’s Rotkäppchen zum Anreiten zu Martin Flecher in die Obersteiermark kam. Plötzlich war die damals Dreijährige kooperativ, arbeitswillig und motiviert. Kombiniert mit ihrem Gangvermögen und einem tollen Reitgefühl, hatte sie schnell einen Fan gefunden. Sie gefiel so gut, dass ihr Bereiter der Züchterfamilie ein Angebot stellte. Doch die Seidls behielten das selbstgezogene Fohlen und holten sie nach der Grundausbildung wieder nach Nestelbach bei Graz. Auch dort bestach sie unter dem Sattel durch ihre positive Einstellung zur Arbeit und Verlässlichkeit. Selbst im täglichen Umgang war die Stute mittlerweile viel umgänglicher, hat aber ihren speziellen Charakter nicht ganz abgelegt: „Einen mag sie, einen nicht“, sagt Ewald Seidl schmunzelnd. Auch bei der Fütterung ist mit der Stute nicht zu spaßen. Da legt sie auch einmal ihre Ohren zurück und macht deutlich, dass die Mahlzeit absolute Priorität hat. 

Im heimatlichen Stall nimmt vorwiegend Karin Kosak im Sattel der Fuchsstute Platz. Sie hat Ewalia’s Rotkäppchen weiter ausgebildet und sie auch beim Steirischen Reitpferdechampionat 2020, dem ersten Turnier der damals Vierjährigen, vorgestellt. Die Stute überraschte positiv, die Vorstellung gefiel und Ewalia’s Rotkäppchen qualifizierte sich auf Anhieb für das AWÖ Bundeschampionat. Dort bestätigte sich ihre Gelassenheit im Viereck. Ewalia’s Rotkäppchen ist stets konzentriert und bei der Sache, lässt sich von einer fremden Umgebung kaum beeindrucken. Konkrete Zukunftspläne für die Stute gibt es noch keine, denn: „Die Pferde werden bei uns nicht in Form gepresst“, so Cornelia. Doch ganz können die Züchter nicht verbergen, dass sie mit dem Championatstitel Blut geleckt haben. Im Gespräch fallen das diesjährige AWÖ Bundeschampionat der vier- bis fünfjährigen Dressurpferde und sogar die Weltmeisterschaft der Jungen Dressurpferde im Jahr 2022 als erhoffte Meilensteine. Cornelia Seidl: „Das Endziel soll natürlich sein, dass sie ein gutes und verlässliches Grand-Prix-Pferd wird. Das würde uns Spaß machen.“ 

Ewalia's Rotkäppchen Landeschampionat
Ewalia’s Rotkäppchens erstes Turnier war das Steirische Landeschampionat. Schon dort überzeugte die Fuchsstute.

Fotos: © TEAM myrtill (oben), Ewalia GmbH (Mitte & unten)