Jeder Reiter hat mit derselben haarigen Situation zu tun: das Pferd verliert Fell. Viel Fell. Vorzugsweise auf der Schabracke. Und das täglich Schlammbad hat es auch heute nicht ausgelassen. Darunter leiden Decken, Waschmaschinen und Reiternerven. Wir haben 10 Expertentipps, wie man der Haar- und Schmutzplage einfach Herr wird.
Verena Pfleger sagt Haaren und hartnäckigen Flecken regelmäßig den Kampf an. Die Steirerin hat sich im Jahr 2019 mit einem eigenen Waschservice für Pferdezubehör selbstständig gemacht. Sie reinigt beinahe alles, was aufs Pferd passt – von Schabracken, über Decken bis zu Hufglocken. Nur Lederprodukte sind von ihrem Service ausgenommen. Für den Kampf gegen Flecken und Schweiß fährt sie mit schwerem Geschütz auf: 19 Kg fasst ihre Industrie-Waschmaschine, die nicht selten den ganzen Tag läuft.
Wir haben Verena Pfleger über die Schulter geblickt und sie nach ihren Geheimtipps für die Reinigung von verschmutztem Pferdezubehör gefragt.
1. Gründliche Vorarbeit ist die halbe Miete
Bevor bei Verena Pfleger eine Schabracke oder Decke in die Waschmaschine wandert, wird sie gründlich von grobem Schmutz und festsitzenden Haaren befreit. Diese Arbeit bleibt auch Verena Pfleger nicht erspart. Sie nimmt aber nützliche Helferlein zur Hand, etwa einen Luftdruckreiniger. Mit ihm werden lose sitzende Haare von der Decke geblasen. Dafür kann schon eine einfache Luftpumpe für Reifen herhalten.
Hartnäckigen Haaren geht Verena Pfleger dann mit einer Wunderbürste (siehe Abbildung) und diversen Schuhbürsten an den Kragen. Die Bürsten hat Verena Pfleger jeweils in doppelter Ausführung – eine für die Reinigung vor der Wäsche und eine für die Reinigung nach der Wäsche.
Die „Wunderbürste“ hat abgeknickte Borsten und kann nur in eine Richtung verwendet werden. Sie ist am Pferd und bei der Deckenpflege hilfreicher Haarfänger.
Statt der Wunderbürste haben sich auch Tierhaarentferner aus Gummi als sehr nützlich erwiesen.
2. Kraft des Wassers
Ist die Decke stark mit Schmutz bedeckt, fährt Verena Pfleger schweres Geschütz auf: den Hochdruckreiniger. Dem Wasserstrahl hält selbst die stärkste Gatschkruste nicht stand. Hat man keinen Hochdruckreiniger im Haus, ist das auch kein Problem: Einfach die Decke ins Auto packen, zur nächsten Waschanlage fahren und die Decke dort mit dem Hochdruckreiniger säubern!
3. Der vergessene Klettverschluss
Die Decke ist beinahe haar- und schmutzfrei, damit kann sie eigentlich in die Waschmaschine, oder? Nein, wie uns Verena Pfleger verrät. Bei ihr bekommen die Klettverschlüsse eine besondere Vorbehandlung. Sie werden mit Hilfe der Wunderbürste von Unreinheiten befreit und dann sorgfältig verschlossen. Vergisst man diesen Arbeitsschritt, entpuppen sie sich in der Waschmaschine als wahre Haarfänger und die mühsame Putzarbeit beginnt von vorne.
4. Haarfreie Maschine
Pferdehaare können die Waschmaschine über kurz oder lang verstopfen. Durch gründliche Vorreinigung vermeidet man große Mengen an Haaren, aber was kann man beim Waschgang gegen die übrig gebliebene Haarflut tun?
Am besten spezielle „Sauberkugeln“ mitwaschen. Diese lösen Haare von den Textilien und fangen sie ein. Verena Pfleger empfiehlt außerdem, nach dem Waschgang ein zweites Mal zu spülen. Dadurch lösen sich noch mehr Haare von den Materialien und werden in der Kugel gefangen.
5. Kampf dem Bandagen-Knoten
Dressurreiter können ein Lied davon singen – man gibt einzelne Bandagen in die Waschmaschine und bekommt einen undefinierbaren Knoten aus Stoff zurück. Dann heißt es erst einmal entwirren! Um sich diese Prozedur zu ersparen, steckt Verena Pfleger die Bandagen paarweise in Wäschesäcke. Knoten adé!
Ganz wichtig: wie bei Decken gilt es, den Klettverschluss vorher zu reinigen und vor dem Waschgang zu schließen. Ansonsten bleibt dieser am Material der zweiten Bandage hängen und zieht sie auf.
Bandagen werden am besten nach Paaren getrennt in Wäschesäcken gereinigt.
6. Gutes Werkzeug, bestes Ergebnis
Der Markt bietet eine Vielzahl an unterschiedlichen Waschmitteln – dementsprechend sollte man für den jeweiligen Waschgang geeignete Mittel einsetzen. Etwa spezielle Weißwaschmittel für Turnierschabracken. Verena Pfleger achtet darauf, dass sämtliche Waschmittel ph-neutral sind, um mögliche Hautreizungen beim Pferd zu vermeiden.
Mit gutem Werkzeug lassen sich beinahe jedes Haar und jeder Fleck entfernen.
7. Ran an den Fleck!
Vor dem Wochenende war sie strahlend weiß, nach dem Turniereinsatz ist die Unterseite der Schabracke braun gefärbt und auf der Vorderseite hat das Leder schwarze Striche hinterlassen. Damit solche Flecken schon beim ersten Waschgang weichen, behandelt man sie am besten mit Gallseife. Gut einpinseln, bei hartnäckigen Flecken über Nacht einwirken lassen und dann wie gewohnt waschen. Verena Pfleger reinigt auch Winterdecken mit Gallseife. Zur besseren Anwendung füllt sie die Seife in eine Sprühflasche und trägt sie großflächig auf. Achtung: nicht zu lange einwirken lassen, da sonst die Farben in Mitleidenschaft gezogen werden könnten. Wenn nicht einmal die Gallseife etwas gegen den Fleck ausrichten kann, greift Pfleger auf Spezialreiniger zurück – sie kommen beispielsweise bei Rostflecken, die die Sicherheitsnadeln der Kopfnummern auf der Schabracke hinterlassen, zum Einsatz.
Wundermittel Gallseife: eine Spezialwaffe für weiße Schabracken.
8. Geheimtipp gegen hartnäckige Härchen
Jeder Pferdebesitzer kennt das Problem: Man hat die Fleecedecke gründlich gebürstet, gewaschen und dennoch wollen die Pferdehaare einfach nicht verschwinden. Für diesen Fall hat Verena Pfleger einen weiteren Geheimtipp auf Lager: Sie wickelt sich Klebeband um die Hand und tupft die Decke damit ab. Da haben selbst hartnäckige Haare keine Chance mehr!
9. Öfter waschen, Arbeit sparen
Wenn Flecken zu lange unbehandelt bleiben, können sie auch bleibende Verfärbungen hinterlassen. Deshalb, und aus Hygienegründen, sollte man Schabracken und auch Winterdecken regelmäßig in die Waschmaschine werfen. Verena Pfleger empfiehlt einen Rhythmus von einer Wäsche nach fünfmaligem Einsatz bei Schabracken und zwei bis drei Wäschen pro Wintersaison bei großen Decken. Dabei sollte auch gleich die Imprägnierung erneuert werden. Deshalb am besten zwei bis drei Decken anschaffen, damit man währenddessen problemlos umdecken kann.
10. Aufgepasst bei bucas-Produkten!
Decken der Marke bucas verlangen nach einer Sonderbehandlung, warnt die Expertin. Wäscht man sie mit herkömmlichen Waschmitteln, bildet das Material Bläschen und verliert seine Atmungsaktivität. Deshalb ist bei bucas ein Spezialwaschmittel erhältlich, das die Materialien schonender reinigt und rückfettet.
Unsere Wasch-Expertin:
Verena Pfleger betreibt seit Mai 2019 im steirischen Tillmitsch das Unternehmen Veri’s Pferdedeckenservice. Sie wäscht Pferde-Textilien für Reitsportgeschäfte und Privatpersonen. Das Service reicht von der Wäsche, über Imprägnieren, bis hin zu Reparaturen, die teilweise im Reinigungspreis inbegriffen sind. Verena Pfleger bietet auch ein Abhol- und Zustellservice an. Für die Reinigung von Bandagen, verlangt Verena Pfleger € 1,-, die Reinigung von Schabracken kosten € 5,- und Winterdecken ab 100 g Füllung reinigt sie für € 20,-.