Gutes Reiten beginnt nicht im Viereck. Das predigt Mag. Valentina Plach tagtäglich. Sie ist passionierte Reiterin und Fitnesstrainerin. Plach hat beide Leidenschaften verbunden und ein einfaches und kompaktes Fitnessprogramm für Reiter*innen entworfen. 

 

Mag. Valentina Plach hat schon vielen Reiter*innen zu einem besseren Sitz verholfen. Die diplomierte Fitnesstrainerin, Erziehungswissenschaftlerin, Masseurin und Dozentin beschäftigt sich schon lange mit ganzheitlichem Fitnesstraining. Neben ihrem Online-Fitnessprogramm Beauty Fitness® hat die Grazerin auch ein eigenes Programm für Reiter*innen entwickelt. Wie wichtig gutes Körpergefühl im Sattel für gutes Reiten ist, weiß die passionierte Reiterin aus erster Hand. Viele praktische Übungen hat sie am Rücken ihrer eigenen Pferde erprobt. 
Valentina Plach ist unsere Expertin für das Thema Fitness und wird ab sofort spannende Einblicke in die optimale Trainingsroutine für Reiter*innen geben. 

Zum Start der Fitness-Serie haben wir sie gefragt, warum man als Reiter*in überhaupt einen Ausgleichssport betreiben sollte?

„Reiten ist ein Sport, in dem physische und psychische Leistungen notwendig sind. Zu einem geht es um das kinästhetische Gefühl, also die Bewegungskompetenz. Diese basiert auf der Erfahrung und Wahrnehmung der eigenen Bewegung, was Grundvoraussetzung für die reiterliche Hilfengebung ist.

So muss sich das Becken der Bewegung des Pferdes in den verschiedenen Gangarten anpassen. Der Reiter muss erfühlen, wie sich das Pferd bewegt und mit dem eigenen Körper antworten. Dafür Bedarf es guter Selbstwahrnehmung: Wie steht mein eigenes Becken? Macht es eine Acht? Schwingt es vor oder blockiert es sogar mein Pferd? 

Die Rückenmuskulatur eines Reiters muss gut trainiert sein, um einen stabilen Sitz zu gewährleisten. Zugleich soll aber die Wirbelsäule flexibel genug sein, um sich zu drehen und das Pferd in Biegungen zu reiten. Funktioniert zum Beispiel der Zirkel oder das Abwenden auf einer Hand schlechter, liegt das sehr oft daran, dass der Reiter auf dieser Seite zu wenig beweglich ist und sich nicht genug mitdreht. Wird durch spezielle Reitgymnastik an der Problematik gearbeitet, löst sich dieses Problem meist automatisch.

Denn: Nicht nur das Pferd hat eine starke Seite und ist auf einer Seite hohl, auch wir haben eine Händigkeit. Wir arbeiten ein Leben lang an der Geraderichtung des Pferdes, sind aber selber schief. Wie soll das funktionieren? Wir dürfen nicht vergessen, dass Pferd und Reiter ein Team sind. Beide Teile des Teams müssen fit, beweglich und losgelassen sein. 

Hier komme ich schon zu meinem Lieblingspunkt: der Losgelassenheit. Der erste Punkt auf der Skala der Ausbildung sollte meiner Meinung nach auch für den Menschen gelten. Wenn man selbst fit ist und den Körper beherrscht, weiß man, was man tut und kann dem Pferd Führung und Sicherheit geben. Mentale Stärke und eine positive Einstellung wirken sich sofort auf das Pferd aus. Darum besteht mein Reiterfitness-Programm immer zu einem Teil aus Mentaltraining. 

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Reiten ist mehr als nur am Pferd zu sitzen und sich tragen zu lassen. Reiten ist ein komplexer Prozess, hier ein Beispiel, um das zu verdeutlichen:

  • Reiten beginnt im Kopf: Positiv und geduldig gehen wir an die Sache heran und stellen uns die Bewegung des Pferdes und unsere Hilfen vor.
  • Dann gehen die Signale vom Gehirn in unsere Muskelzellen, die reagieren und die Bewegungen, zum Beispiel einen Schenkeldruck, auslösen. Hier brauchen wir eine gute Nerven- und Muskelkommunikation, die durch Reiterfitness trainiert wird. 
  • Dann müssen wir erfühlen, wie das Pferd reagiert – hier ist wieder das Bewegungsgefühl gefragt.
  • So stehen wir im ständigen Dialog: Unser Gehirn, unsere Muskeln, Nerven und Gelenke sind im Dauereinsatz. Um hier richtig zu reagieren, bedarf es einen gut geschulten Körper und Geist.

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Mein Grundsatz lautet: Verlange nichts vom Pferd, was du nicht selber kannst! 

Wir können nicht mit verkürzten und verspannten Muskeln, einem schwachen Rücken und einem starren Becken von unserem Pferd verlangen, dass es geradegerichtet und mit locker schwingendem Rücken läuft. Oft höre ich Aussagen, wie: ‚Reiten lernt man nur durchs Reiten, ich brauche kein Fitnesstraining.‘ Doch das ist meines Erachtens nicht der richtige Denkansatz. Natürlich verbessert man durch das Reiten sein Gefühl und lernt die Hilfen und wird besser. Doch der Reitlehrer kann noch so oft sagen, man solle nicht mit den Beinen klemmen, wenn die Adduktoren (die Beininnenseite) verkürzt sind, kann der Muskel nicht anders. Und hier setzt meine Reiterfitness an: Als Ausgleich und Ergänzung zum Reiten. In der Fitnesseinheit werden zum Beispiel die Klemmer gedehnt. In der nächsten Reitstunde kann man dann die Anweisungen der Lehrperson umsetzen, da die muskuläre Voraussetzung gegeben ist.

Für mein Fitnessprogramm muss man keine Sportskanone sein und es Bedarf auch keinem großen Zeitaufwand. Es geht nicht darum, viel zu tun, sondern das Richtige, lautet mein Motto. Mit gezielten Kraft- und Dehnübungen, Training für Koordination, Balance und mentaler Stärke können wir unseren Partner Pferd noch besser unterstützen und gemeinsam glänzen.“

20 01 20 Tini2 Bodenarbeit geht vor! Viele Basics der Reiterfitness werden daheim vom Boden aus erarbeitet.